Im Corona-Sommer 2020 hatte ich zum Glück die Möglichkeit für einen tollen und ausgibig langen Urlaub. Dieser führte im Juni und Juli durch Slowenien über Italien nach Kroatien.
Nachdem ich in meinem vorherigen Beitrag über meine tollen Erfahrungen in Italien, ganz besonders Venedig, berichtet habe, möchte ich mich hier dem nächsten Stopp meiner Reise widmen.

Von Triest aus ging es hoch in die Berge. Auf dem Weg überholten wir einen Fahrradfahrer mit seiner Ukulele auf den Gepäckträger geschnallt und voll gepackten blauen Packtaschen. Diesen alten Bekannten hatten wir zuvor in der Stadt gesehehen und er war wohl auch auf dem Weg nach Kroatien.
Dieser Weg führte uns mitten durchs nirgendwo, über schnurgerade Straßen und Serpentinen, durch wunderschöne grüne Landschaft mit angenehmen Temperaturen.
Unterwegs waren wir natürlich mit Sinas ausgebautem Campervan ohne Klimaanlage, was einen oft genug in Schweiß ausbrechen lies.
So fuhren wir bis wir zur italienisch-kroatischen Grenze kamen. Dort saß ein gelangweilter Grenzbeamter auf einem Plastikstuhl, erhob sich gemächlich als wir kamen und warf nur einen kurzen Blick auf die Ausweise die wir bereithielten. Danach war der Stress einer Schengen-Außengrenze auch schon vorbei und wir konnten unsere Fahrt nach Novi Vino Vinodolski fortsetzen.
Dort hatten wir für eine Woche ein Haus angemietet, welches zur Basis von Ausflügen mit vier guten Freunden, Clara, Tamara, Benedikt und Robin, wurde. Diese kamen kurz nach uns am Haus an und zusammen richteten wir uns ein.
Die Drone
Im Vorfeld zu diesem Urlaub habe ich mir eine Drone über Grover gemietet. Dieses Portal bietet neue Produkte für ein Art Leasing an. An anderer Stelle schreibe ich vielleich noch einen Rant über diese Erfahrung…
Die Drone kam ca. einen Monat vor Urlaubsbeginn bei mir an, damit ich noch etwas Flugpraxis sammeln könnte, bevor es darauf ankommt. Leider habe ich beim letzten Flug vor dem Urlaub das Fluggerät in einen Baum gesetzt und dabei zwei Propeller beschädigt. Das ist mir zunächst nicht aufgefallen, wurde aber zum Problem als ich in Slowenien einen Testflug starten wollte und die Drohne eine beunruhigende Schieflage aufwies. Zum Glück brachten mir die anderen ein Ersatzset Rotoren mit damit ich in Kroatien wieder abheben konnte.

Insgesamt bin ich deutlich weniger geflogen als ich erwartet hatte. Der kleine Quadrokopter ist ein tolles Spielzeug aber sobald man mit einer Gruppe unterwegs ist, stellt sich schnell eine gruppendynamische Frage nach Aufmerksamkeit. Für gute Aufnahmen braucht man Ruhe und kann sich nicht viel bewegen, womit man eine Gruppe doch sehr aufhält. Trotzdem bin ich zufrieden mit den Aufnahmen die ich bekommen habe.
Die Zeit in Novi Vinodolski
Die eine Woche im Haus in Novi Vinodolski verging wie im Flug. Zu meinen Highlights zählte eine kleine versteckte Bucht weit entfernt von touristischen Stränden. Diese erkundeten Benedikt und ich gemeinsam und fanden einen paradisischen Ort mit blauem Wasser, Schatten und einem freien Blick auf Meer. Auf dem Weg zu dieser kleinen Oase fand ich zum ersten mal in diesem Urlaub wilden Thymian und einen Lorbeerstrauch. Von beiden nam ich kleine Zweige für die schlecht ausgestattete Küche des Ferienhauses mit, ein Umstand für den ich später beim Kochen sehr dankbar war.

Ein weiteres Abendteuer erlebten Benedikt und ich, als uns in der Mittagspause beim ewigen Weintrauben essen in der Laube die Decke auf den Kopf fiel und wir einen Spontan-Ausflug beschlossen. Dieser führte uns mit Sinas Bus über viele kurvige Straßen auf die Bergkette hinter der Küstenline zu verschiedenen Aussichtspunkten. Dominiert wird die Gegend von grauen Geröllfeldern, stacheligen Büschen und einem immerwährenden Dunst über der Landschaft, der malerische Landschaftsaufnahmen erfolgreich verhinderte.

Nach der ernüchternden Feststellung, dass die Landschaft auch vom dritten Aussichtspunkt noch gleich karg aussah, eroberten wir eine Burg, die wir mit Hilfe von Google Maps fanden. Abgelegen auf einem Berg, umgeben von Wald und wiese thronten diese Ruinen schon seit über 1000 Jahren über die Gegend und wucherten zunehmend zu. Beim Erklimmen der bröckeligen Burgmauern entstand die Idee zu einem neuen Instgram Account speziell für unsere waghalsigen, spaßigen Abenteuer, die uns so manches Mal schon ins Krankenhaus hätten bringen können. Das war die Geburtsstunde von a.hundred.ways.to.almost.die auf Instagram, das Zuhause unserer manchmal verrückten, manchmal erträglichen Ausflüge.
Der Abend dieses Ausflug-Tags endete nicht weniger spektakulär mit einem Besuch einer Höhle, die auf der Karte als 5 Minuten von der Straße eingezeichnet war. Dass diese 5 Minuten für Leute mit Jet-Packs berechnet wurden, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. So machten wir uns an den ca. einstündigen Aufstieg über Geröllfelder, durch dichtes Buschwerk mit Dornen und entlang Felswänden hin zu einer Höhle von der wir zu jeder Minute glaubten sie gleich sehen zu müssen.
Nachdem wir es bis zum Gipfel des Bergs geschafft hatten waren wir enttäuscht von dem was sich Höhle nannte aber umso begeisterter von unserer Leistung und der Aussicht zum Sonnenuntergang.
Šibenik
Nach der fantastischen Zeit mit unseren Freunden machten sie sich auf den Rückweg nach Deutschland während wir weiter nach Süden bis nach Šibenik fuhren. Diese mittelalterliche Seestadt war unser südlichster Stopp und fühlte sich erneut wie ein leeres Touristenparadis an.
Sinas Highlight in Šibenik, vermutlich sogar in ganz Kroatien, war der Schildkrötenbrunnen der Stadt, den wir direkt am ersten Tag entdeckten. Unscheinbar gab es eine kleine Wasserfontäne über einen mit Moos bewachsenen Stein in einem Brunnen. Doch auf diesem Stein, entspannt den Panzer sonnend, saßen Schildkröten aller Größen.
Zu diesem Brunnen kehrten wir während unserer Zeit in der Stadt regelmäßig zurück um die „süßen kleinen Dinger“ zu besuchen. Was eine geniale Idee um so viele Menschen zu faszinieren.
In einer so trockenen Gegend wie der kroatischen Küste ist dieser kleine grüne Fabklecks eine wirklich innovative Idee.

Mich errinnerte die Stadt sehr an meinen wundervolle Erfahrung in Kotor, Montenegro letztes Jahr. Mit engen, mittelalterlichen Gassen und vielen frei stolzierenden Katzen auf der Straße fühlte ich mich wieder in dieses andere Balkanland zurückversetzt.
Über Šibenik thronen insgesamt drei große Festungsanlagen. Zwei dieser massiven Bauwerke wurden vor einigen hundert Jahren innerhalb von weniger als einem Monat durch die Mithilfe der ganzen Bevölkerung gebaut, um einen drohenden Angriff abzuwehren. Diese Maßnahme wirkte so einschüchternd, dass es gar nicht erst zur Schlacht kam und die Stadt auch heute noch ihr mittelalterliches Aussehen bewaren konnte.
Ich bin noch immer tief fasziniert von dieser Stadt und würde an dieser Stelle am liebsten ein Dutzend Bilder teilen. Ich könnte mir gut vorstellen hier in den Herbstmonaten zu leben und zu arbeiten.
Krka Wasserfälle
Mit Šibenik als Basis konnten wir einige tolle Ausflüge machen. Der unbestritten eindrucksvollste dieser Ausflüge führte uns in den Krka Nationalpark. Dort befinden sich auf einem weitläufigen Areal mehrere Wasserfälle, von denen einige touristisch erschlossen sind.
Wir waren direkt morgens um acht Uhr zur Öffnung des Parks vor Ort und beschlossen keinen Bus zu den Wasserfällen zu nehmen sondern die Strecke zu laufen. Nach einem kurzen Abstieg führte der Weg auf hölzerne Stege über Bäche und Teiche, durch malerische Märchenlandschaften des mangrovenartigen Waldes. Wir schienen die einzigen Gäste am frühen Morgen zu sein und sahen für fast eine Stunde keine anderen Besucher auf unseren Wegen – Wie uns später berichtet wurde ein ausgesprochen seltenes Erlebnis.
In dieser traumhaften Umgebung ärgerte ich mich unglaublich meine Kamera im Haus gelassen und nur mein Handy mitgenommen zu haben. Damit lies sich der Eindruck den wir hatten kaum gerecht einfangen.
Am Ende des ca. einstündigen Spaziergangs erreichten wir den größten Wasserfall des Nationalparks. Dort waren deutlich mehr Menschen als unsere Ruhe davor hat erwarten lassen, da es ein direktes Bus-Shuttle vom Parkplatz zum Wasserfall gab. Die große Besonderheit hier war, dass es möglich ist im Becken des Wasserfalls zu baden. Gut vorbereitet wie wir waren zogen wir uns um und planschten fröhlich vor dem Hintergrund des mächtigen Wasserfalls.
Definitiv ein toller Abschluss der Tour, auch wenn wir ein wenig enttäuscht waren, wie schnell wir doch durch den touristischen erschlossenen Teil des Parks kamen. Statt der erwarteten Tagestour durch Krka verließen wir nach ca. 3 Stunden das Gelände mit dem Gefühl „Wie? DAS wars schon?“.

Plitvicer Seen
Nach Šibenik war der nächste Stopp auf der Reise der Nationalpark Plitvicer Seen. Für mich wurden die langen Fahrten von Unterkunft zu Unterkunft zu einer Freude in sich.
Wir fuhren kaum über die Autobahnen, die in dieser Gegend sowieso nicht sonderlich gut ausgebaut sind, sondern versuchten immer über Landstraßen zu unserem Ziel zu kommen. Das gab uns die Möglichkeit das Land in seiner weniger polierten Form zu sehen und auch durch Dörfer abseits der Küstenline zu kommen. Um in das Hinterland Kroatiens zu kommen muss man als erstes einen Bergkamm überqueren, der immer entlang der Küste führt. Als wir über diesen Gipfel fuhren musste ein kurzer Zwischenstopp für ein Foto der Aussicht und ein letzter wehmütiger Blick in Richtung Meer einfach sein.
In unserem Auto ohne Klimaanlage, mit immer lauter Musik aus den vermutlich schlechtesten jemals verbauten Lautsprechern, bei unerträglichen Temperaturen, hielt uns trotzdem der Umstand Urlaub zu genießen immer bei Laune.

In Plitvice war es das erste Mal seit Italien, dass wir wieder auf einem Campingplatz übernachteten. Nachdem wir einen schönen Platz gefunden hatten gingen wir früh zu Bett um am nächsten Tag früh morgens wieder starten zu können.
Noch vor Sonnenaufgang fuhren wir eine kurze Strecke zum Eingang in den Nationalpark und konnten pünktlich zum ersten Aufblitzen von Sonnenstrahlen über dem Berg auf das Gelände kommen.
Zu dieser frühen Uhrzeit waren die Stege, die die Besucher über Bäche und Seen führen, noch weitgehend leer und boten mit dem sanften Licht der goldenen Stunde das perfekte Fotomotiv.
In der ersten dreiviertel Stunde nachdem wir in den Park kamen habe ich unzählige Fotos des leuchtend blauen Wassers und der ausgetretenen Stege gemacht, bevor ich die Kamera weg packte und mich den starken Schatten der südlichen Sonne geschlagen gab.
Auch der Rest des Parks war sehr eindrucksvoll. Leider wurde es mit fortschreitender Zeit immer voller auf den schmalen Wegen, doch verglichen mit Bildern von Menschenmengen die sich über die Stege schieben, wie man sie online finden kann, ist unser Fazit noch immer, dass wir großes Glück mit der Anzahl an Besuchern hatten.
Nachdem wir den vorgegebenen Pfad an den Seen entlang gelaufen sind, wartete am Ende ein Shuttlebus um uns zum Start zurückzufahren. Statt einzusteigen beschlossen wir, dass wir den Ausflug nicht mit dem gleichen Gefühl wie in Krka beenden wollen und wanderten die Strecke auf der gegenüberliegenden Seite der Seen zurück. Diese Pfade waren unbestritten unspektakulärer, es gab keine Fährfahrten oder sonstige Gimmicks, dafür begegneten wir bei der einstündigen Wanderung keinem anderen Tourist.
Bei mir haben die Plitvicer Seen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich bin sehr froh während der Corona-Pandemie dieses Naturschauspiel gesehen zu haben und glaube nicht, dass ich das zu einer anderen Zeit an diesem Ort toppen könnte. Ich denke ich sollte diese Erinnerung behalten und nicht wieder kommen. Das könnte diesen Eindruck nur zerstören.
Die Rückfahrt
Geplant hatten wir eine Rückfahrt in zwei Teilen:
Die erste Etappe wäre von Plitvice nach Klagenfurt in Österreich, so dass wir dort am Nachmittag angekommen wären und uns auf einem Campingplatz hätten einrichten können. Erst am nächsten Tag würde die zweite Strecke uns nach Deutschland führen.
Die Rückfahrt war das erste Mal, dass mir Corona in diesem Urlaub einen fetten Strich durch die Rechnung machte. Österreich und Slowenien verkündeten spontan, dass Rückreisende aus Kroatien nicht mehr zur Übernachtung halten dürften. Maximal erlaubt waren Tankstopps um in das nächste Land überzusetzen.
Konfrontiert mit diesem Beschluss trafen wir eine spontane Entscheidung: Rückfahrt am Stück.
Am Tag unserer Rückfahrt waren wir vormittags im Nationalpark. Nach dem Mittagessen packten wir unsere Sachen und ich legte mich zu einem letzten Mittagsschlaf ins Auto.
Abends um acht starteten wir, ich fahrend, vom Campingplatz in Richtung Deutschland. Eingedeckt mit Energydrinks war mein Plan die komplette Fahrt nach Deutschland selbst und ohne Pause durchzuziehen.
So sollte es auch kommen. Kurz nach der kroatisch-slowenischen Grenze, an der es zu ca. eineinhalb Stunden Stau kam, schlief Sina auf dem Beifahrersitz ein, während auf meinem rechten Ohr über einen Kopfhörer lauteste EDM lief.
Die restliche Fahrt durch Sloweniens und Österreichs Autobahnen verlief unspektakulär, so dass wir morgens um sieben am Flughafen Stuttgart auf den Parkplatz fuhren, wo ich übermüdet aus dem Auto stolperte und mich auf Corona testen lies.
Die letzten zwanzig Kilometer nach Hause gab ich meinen Stolz auf und lies Sina die restliche Strecke fahren.

Mit dieser Höllenfahrt die bis heute Ihresgleichen sucht endete der für mich wohl längste und vielfältigste Urlaub bisher. Ein spektakuläres Abenteuer.
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